, ZO/AvU, Lea Müller

RPK stellt sich gegen Chilbiplatz

An der Gemeindeversammlung vom 7. September befinden die Egger Stimmbürger über den Kredit von insgesamt 2,21 Millionen Franken für den neuen Chilbiplatz. Es ist bereits die dritte Abstimmung zum Gebiet Rietwis West – und die zweite, bei der die RPK ein Nein empfiehlt.

Die Entwicklung des Gebiets Rietwis West in Egg befindet sich in der letzten Planungsphase. Das Areal wurde durch den Wegzug der Landi nach Mönchaltorf frei verfügbar. Bereits im Frühling 2014 stimmte die Gemeindeversammlung dem Gestaltungsplan Rietwies West und der Verschiebung der Stationsstrasse zu. Im Herbst 2014 folgte die Genehmigung des Baukredits für die öffentliche Tiefgarage unter dem neuen Chilbiplatz durch den Souverän. Für die Gemeindeversammlung vom 7. September beantragt der Gemeinderat nun einen Kredit von 1,97 Millionen Franken für die Erstellung des Chilbiplatzes plus einen Kredit von 240 000 Franken für die Erstellung einer öffentlichen WC-Anlage zur Bewilligung.

Ungenügende Transparenz

Im Gegensatz zum Gemeinderat unterstützt die Rechnungsprüfungskommission (RPK) den Kreditantrag nicht. Sie befürwortete zwar den Gestaltungsplan Rietwis West und die Verlegung der Stationsstrasse, empfahl aber bereits bei der Abstimmung über die Tiefgarage ein Nein. «Weil einerseits der Bedarfsnachweis für die geforderten Parkplätze nicht gegeben war und weil andererseits die Investitionskosten sowie die jährlichen Folgekosten für eine solche Anlage zu hoch sind», wie die RPK in ihrem Bericht schreibt. Bei den ersten beiden Abstimmungen seien die Gesamtkosten nicht transparent gewesen.

«Wir hätten gerne die genauen Kosten früher ausgewiesen», sagt Tobias Zerobin, Gemeindeschreiber von Egg, auf Anfrage. «Aber die einzelnen Projekte waren voneinander abhängig. Wäre etwa der Kredit für die Tiefgarage nicht bewilligt worden, hätte auch der Platz nicht entsprechend gebaut werden können.» Dass die drei Projekte den Stimmbürgern als einzelne Vorlagen an mehreren Gemeindeversammlungen zur Abstimmung vorgelegt wurden, ist für die RPK störend. «Sofern dem nun vorliegenden Baukredit Chilbiplatz zugestimmt wird, belaufen sich die Gesamtkosten für das Rietwis-Areal auf mehr als 8 Millionen Franken, und die jährlichen Folgekosten betragen 800'000 Franken beziehungsweise mehr als drei Steuerprozente», schreibt die RPK. «Projekte von mehr als 5 Millionen Franken müssen dem Stimmbürger an der Urne zur Abstimmung vorgelegt werden. Aufgrund der Aufsplittung lagen die Teilprojekte unter dem Schwellenwert.»

In der Gemeindeweisung sind die Gesamtkosten hingegen mit 7,3 Millionen Franken beziffert. Dieser Unterschied ergibt sich aus der Entschädigung des Konsortiums Rietwis in Höhe von einer Million Franken an die Baukosten für die Tiefgarage, die vom Gemeinderat und der RPK auf unterschiedliche Weise eingerechnet wird. «Dass die RPK diesen Betrag nicht von den Gesamtkosten abzieht, können wir nicht verstehen», sagt Tobias Zerobin. Die Million sei zugesichert, und dies sei auch an der Gemeindeversammlung im letzten September so ausgewiesen worden. «Das ist Geld, das wir nicht in die Hand nehmen müssen.»

«Nicht einfach ein Platz»

Aus Sicht des Gemeinderats könne die Gestaltung des Dorfzentrums nicht nur kostenmässig betrachtet werden, sondern im Gesamtbild der Ortsentwicklung Egg. «Der Chilbiplatz ist nicht einfach ein Platz», sagt Zerobin. «Er soll die beiden entstandenen Zentren Unter- und Oberdorf miteinander verbinden und selber als Zentrum und Treffpunkt dienen.»

Platz wird sowieso gebaut

Bei einer Ablehnung des Kredits durch die Gemeindeversammlung müsste der Platz dennoch mit Asphalt belegt werden. Die Aufgänge der Tiefgarage würden ohne Überdeckung gebaut und die Anschlüsse an den Bahnhofweg mit Böschungen angepasst. Die Kostenfolgen belaufen sich dann auf insgesamt 680 000 Franken, die als gebunden zu betrachten wären.

Der Gemeinderat lädt alle Stimmberechtigten am Montag, 24. August, um 20 Uhr im «Hirschen»-Saal zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung ein. Neben dem Projekt «Chilbiplatz» wird ebenfalls der Bau des Kunstrasenspielfelds in der Kirchwies, der ebenfalls an der Gemeindeversammlung zur Abstimmung gelangt, vorgestellt.


Vielseitig nutzbarer Platz mit Pavillon

Bereits seit letzter Woche ist der heutige Viehschauplatz wegen ersten Bauarbeiten an der Stationsstrasse gesperrt. Teil des Gestaltungsplans Rietwis West ist die Verschiebung der Stationsstrasse gegen Norden und die Umbenennung in Bahnhofweg.

Für die Ausgestaltung des Chilbiplatzes wurde von der Jury, bestehend aus Gemeindepräsident Rolf Rothenhofer (parteilos), Hochbauvorstand Silvano Murchini (FDP), Sicherheitsvorsteherin Corinne Huber (proEgg) und weiteren Fachplanern bereits ein Siegerprojekt gekürt und bis zur Baueingabe ausgearbeitet. Dieses sieht als prägendes Element des neuen Chilbiplatzes einen Pavillon vor, dessen Dach mit einer transparenten Stahlkonstruktion mit Glasdeckung ausgeführt werden soll. «Der Pavillon ermöglicht ein wettergeschütztes Verweilen auf dem Platz und ergibt am Tag ein feines Spiel von Licht und Schatten», heisst es in der Gemeindeweisung. «In der Nacht erscheint es als leuchtender sicherer Punkt zwischen Platz und Forchbahnhaltestelle.» Der Pavillon dient zudem als Dach des Treppenaufgangs der Tiefgarage und der öffentlichen WC-Anlage. Ein zweiter Treppenaufgang aus der Garage befindet sich bei der geplanten Überbauung Wohnpark Rietwis. Ansonsten soll der Platz vielfältig nutzbar sein, insbesondere für Veranstaltungen mit grossem Flächenbedarf wie die Chilbi oder die Viehschau und darum keine
festen Einbauten aufweisen. Eine Baumgruppe soll den südlichen Abschluss des Platzes bilden. «Auf dem Platz werden  frei gruppierbare Sitzbänke und Stühle zur Verfügung gestellt», heisst es in der Gemeindeweisung weiter. Für kleinere Kinder sei eine mobile Spielbühne mit Spielgeräten vorgesehen, die bei Anlässen leicht zu entfernen und zu transportieren sei.

Für die Fahrräder soll in der Tiefgarage ein öffentlicher Veloraum mit vorbereiteten Anschlüssen für E-Bike-Ladestationen erstellt werden, welche bei nachgewiesenem Bedarf nachgerüstet werden können. Ohne grössere Verzögerungen beim Bau sollte im Herbst 2017 die Chilbi auf dem neuen Platz stattfinden können.