Letzte Stunde für Ober Halden hat geschlagen
Im April erwarb die Gemeinde Egg die Grundstücke Ober Halden 10, 11 und 12 in Hinteregg. Wie im Frühling angekündigt, werden die Gebäude nun abgerissen. Kurt Fawer, der sich seit der ersten Stunde für den Erhalt der Gebäude eingesetzt hatte, bezeichnet den Abriss als unrechtmässig. Es seien noch Rekurse hängig.
Auf dem Gebiet Ober Halden in Hinteregg sind die Bagger aufgefahren: Scheiben zerbersten und Holzlatten brechen mit Getöse. Die Gemeinde Egg hatte im April von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht und das Grundstück vom Kanton Zürich erworben. An den Kosten für den Rückbau in Höhe von rund 500 000 Franken beteiligt sie sich mit 150 000 Franken (wir berichteten). Das angrenzende Grundstück, auf dem der Kanton Zürich ein Durchgangszentrum für Asylsuchende betreibt, ist dabei nicht betroffen und bleibt nach wie vor im Besitz des Kantons.
Rekursfrist verpasst
Dass von den Gebäuden nun stündlich weniger zu sehen ist, kann Kurt Fawer immer noch nicht fassen. Ihm gehört die Gärtnerei auf der gegenüberliegenden Seite der Strasse – von dort aus kann er beobachten, wie die Arbeiter Ziegel für Ziegel vom Dach der ehemaligen psychiatrischen Klinik werfen. Fawer setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die drei Gebäude Ober Halden 10, 11 und 12 nicht abgerissen, sondern renoviert und für einen sozialen Zweck verwendet werden – ohne Erfolg. Er verpasste 2012 die Rekursfrist für die Entlassung der Gebäude aus dem Inventar für schutzwürdige Bauten und konnte auch innert mehrmals neu gesetzten Fristen die nötigen Dokumente für den Erwerb des Grundstücks nicht auftreiben.
Fawer hatte darauf mehrere Beschwerden und Rekurse beim Bezirksrat Uster eingereicht, die noch hängig sind. «Es kann doch nicht rechtens sein, dass die Abbrucharbeiten ohne Entscheid des Bezirksrats ausgeführt werden können», sagt Fawer. «Es sind momentan mehrere Rechtsmittel hängig, die aber alle keine aufschiebende Wirkung haben, was den Abriss der Gebäude betrifft», sagt Sarah Stephenson, Ratsschreiberin des Bezirksrats Uster, auf Anfrage. «Die Abbruchbewilligung ist rechtskräftig und kann nicht mehr angefochten werden.»
Emotionale Angelegenheit
Trotzdem werde er weiterkämpfen und für seine Sache einstehen, denn um die Häuser alleine gehe es ihm schon lange nicht mehr. «Es geht um eine Grundeinstellung – soziales Denken und Handeln –, der bewusst einen Riegel vorgeschoben wird», sagt Fawer. «Immer wieder wurde mir von der Gemeinde vorgeworfen, ich würde den Sozialtourismus anheizen, wenn ich hier Menschen in Not helfen will. Aber ich verstehe nicht, was man gegen neue Arbeits- und Ausbildungsplätze einzuwenden hätte.» Den Vorwurf durch die Gemeinde dementierte Gemeindeschreiber Tobias Zerobin bereits im April. Es gehe dem Gemeinderat bei dem Rückbau der Gebäude allein darum, den «Schandfleck» zu beseitigen, den die baufälligen Gebäude darstellen, sagte er damals.
Bei Fawers Ausführungen zittert seine Stimme. Es ist spürbar, wie viel Herzblut er in die ganze Geschichte gesteckt hat. «Von den Behörden heisst es immer nur, sie befolgen die Regeln und Gesetze. Aber niemand setzt sich für unser Anliegen ein», sagt Fawer. «Nun müssen wir zusehen, wie sie abgebrochen werden – durch unsere Steuergelder finanziert.»