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ARA Esslingen erhält neue Reinigungsstufe gegen Mikroverunreinigung

Der Zweckverband ARA Egg-Oetwil am See rüstet die Kläranlage Esslingen für rund Fr. 1,6 Mio. für die Zukunft aus. Mit der geplanten Investition werden Auflagen des Bundes erfüllt und ein neuer Anlageteil zur Elimination von Mikroverunreinigungen eingebaut.

Aktivkohle gegen Mikroverunreinigungen

Mikroverunreinigungen sind organische Stoffe, welche bereits in sehr tiefen Konzentrationen die Umwelt belasten. Dazu gehören beispielsweise Medikamentenwirkstoffe, Pflanzenschutzmittel, Nahrungsmittelzusätze, Inhaltsstoffe von Reinigungs- oder Pflegemitteln, Kosmetika oder Materialschutzmittel. Diese Mikroverunreinigungen wurden bisher von den kommunalen Abwasserreinigungsanlagen nur teilweise oder gar nicht entfernt. Mit Inkraftsetzung der revidierten Gewässerschutzgesetzgebung per 1. Januar 2016 gelten heute erhöhte Anforderungen an die Reinigung des Abwassers. Rund 100 Kläranlagen in der Schweiz werden auf Grund spezifisch definierter Kriterien verpflichtet, Anforderungen zur Elimination von Mikroverunreinigungen zu erfüllen. Dazu gehört auch die ARA Esslingen, deren Abwasseranteil im Gewässer bei 87% liegt. „Für die neue Reinigungsstufe wird neben dem Betriebsgebäude ein Dosierkeller erstellt, welcher unterirdisch mit der bestehenden Anlage verbunden wird. Von aussen ist nur ein Silo zu sehen, worin man zukünftig die Pulveraktivkohle lagert. In weiser Voraussicht wurde beim letzten Ausbau, bereits ein Becken erstellt, welches nun für das neue Verfahren benötigt wird“, erläutert Andreas Büeler, Projektleiter des Vorhabens des beauftragten Ingenieurunternehmens Hunziker Betatech AG.

Dank der Integration in die bestehende Anlage und der Nutzung der bestehenden Filtrationsstufe können die Massnahmen sehr kosteneffizient umgesetzt werden. Die Gesamtinvestitionskosten für die neue Reinigungsstufe belaufen sich auf rund Fr. 1,6 Mio. Bei den Kosten für das Projekt handelt es sich - wegen der gesetzlichen Verpflichtung - um gebundene Ausgaben. Es findet daher keine Urnenabstimmung statt. Der Bund subventioniert die notwendigen Aufrüstungen zu 75 Prozent. Seit Januar 2016 wird zur Finanzierung dieser Beiträge eine gesamtschweizerische Abwasserabgabe von jährlich neun Franken pro angeschlossenem Einwohner erhoben. Sobald eine Kläranlage den neuen Anforderungen entspricht, werden die Gemeinden von der Abgabepflicht befreit. Die Gelder werden in dieser Höhe aber weiterhin zur Deckung der fortan höheren Betriebskosten benötigt. Der Ausbau hat daher keine Gebührenanpassung zur Folge.

Das Bauprojekt ist erarbeitet und der Kredit genehmigt worden. Als nächste Schritte folgen das Baubewilligungsverfahren und das Gesuch um die Zusicherung der Abgeltungen beim Bund. „Wir planen, mit der Realisierung der neuen Reinigungsstufe im Herbst 2019 zu starten und die Anlage im Sommer 2020 in Betrieb zu nehmen“, erklärt Martin Schatz, Betriebsleiter der ARA Esslingen. Das heisst für die Bewohner von Egg und Oetwil am See, dass die jährliche spezielle Abwasserabgabe an den Bund ab 2021 entfallen wird.

Ein Fussballfeld auf einem Teelöffel

Der Zweckverband ARA Esslingen reinigt seit 1969 das Abwasser der beiden politischen Gemeinden Egg und Oetwil am See. Die letzte Erweiterung dauerte von 2011 bis 2015. Sie umfasste den kompletten Neubau der Biologischen Reinigungsstufe und des Betriebsgebäudes sowie die Inbetriebnahme einer Filtrationsstufe und einer Fernwärmeanlage. Zukünftig wird auf der Kläranlage dem vorgereinigten Abwasser zur Elimination von Mikroverunreinigungen Pulveraktivkohle beigemischt. Aktivkohle besteht überwiegend aus Kohlenstoff mit hochporöser Struktur. Die Poren sind wie bei einem Schwamm untereinander verbunden. Bereits vier Gramm Aktivkohle haben eine innere Oberfläche, welche ungefähr der Fläche eines Fussballfeldes entspricht. An diesen Oberflächen können sich die Mikroverunreinigungen anlagern (adsorbieren). In der nachfolgenden Sandfiltration wird die Aktivkohle zusammen mit den Mikroverunreinigungen zurückgehalten und anschliessend aus dem Abwasser entfernt.