«Wir beginnen von vorn»
Eggs Stimmberechtigte schickten einen Baukredit von 23 Millionen Franken für die Erweiterung der Schulanlage Bützi bachab. Nun soll die Schulraumplanung unter Einbezug der Bevölkerung angepackt werden.
Schulraumplanung ist nicht unbedingt ein Thema, mit dem man sich am Feierabend beschäftigen will. Und trotzdem nahmen rund 100 Personen am Mittwochabend an der Informationsveranstaltung zum Neustart der Schulraumplanung im Hirschensaal in Egg teil. Die Angelegenheit ist in Egg so aktuell wie brisant. Wurde doch der letzte diesbezügliche Versuch von den Stimmberechtigten mit einem Nein-Anteil von 56,3 Prozent beerdigt. Es ging damals um 23 Millionen Franken für die Erweiterung des Schulhauses Bützi, dies im Rahmen eines Masterplans Schulraum Egg, der auf Kosten von über 40 Millionen Franken veranschlagt war.
Nach der Niederlage an der Urne konnte der Gemeinderat die Hände nicht in den Schoss legen, weil bereits heute ein Mangel an Schulraum besteht, wie an diesem Abend nochmals betont wurde.
Nach der Abstimmung habe man das Resultat analysiert und sei zu folgenden Schlüssen für das Nein an der Urne gekommen, sagte Gemeindepräsident Tobias Bolliger (FDP): Erstens habe man den Bedarfsnachweis für die Erweiterung Bützi nicht glaubwürdig erbringen können. Zweitens habe es Ängste betreffend Zentralisierung und Verlust von Quartierschulen gegeben. Drittens seien keine Varianten zur vorgeschlagenen Gesamtlösung präsentiert und viertens bei der Planung die Bevölkerung zu wenig in den Prozess einbezogen worden.
Interessierte einbeziehen
Liegenschaftsvorsteher Christoph Domeisen (parteilos) erläuterte die zu erwartende Bevölkerungszunahme und den damit verbundenen Zwang zur Schaffung von Schulraum. Zudem gab er bekannt, wie die künftige Planung organisiert werden soll. Einerseits mittels einer Projektgruppe, in der vor allem Behördenvertreter Einsitz nehmen werden, andererseits durch eine Begleitgruppe, in der politische Parteien, Interessengemeinschaften und Eltern ihre Interessen vertreten sollen. Das erste Treffen für Interessierte findet bereits am 28. Mai statt. Im September soll dann die erste Sitzung der Begleitgruppe stattfinden und die Arbeit aufgenommen werden.
Gemeinderätin Beatrice Gallin (parteilos, Bildung) wies auf die Massnahmen hin, die unabhängig von der nun folgenden Planung zwingend ergriffen werden müssen. Einerseits werde man die maximal zulässige Schülerzahl pro Klasse ausnützen. Sie liegt bei 27 Schülern. Im Schulhaus Bützi werde man nicht ohne Provisorien, sprich Container, auskommen, ande rerseits müsse der 1946 erstellte Pavillon beim Bützi abgerissen werden. Sie wies auch darauf hin, dass wegen der Schulraumknappheit Kinder eventuell einen etwas längeren Schulweg in Kauf nehmen müssten. Sowohl Bolliger wie Domeisen und Gallin betonten, es gebe nun einen Neuanfang betreffend Schulraumplanung unter Einbezug der Bevölkerung. «Wir fangen mit der Planung wieder von vorne an, quasi auf der grünen Wiese», sagte Bolliger.
Alle Ortsteile einbeziehen
Dann beantworteten die drei Mitglieder des Egger Gemeinderats die zahlreichen Fragen aus dem Publikum. Einige Fragesteller wollten wissen, ob bei der Planung die Schulhäuser in allen Ortsteilen miteinbezogen würden, was bejaht wurde. Ob der alte Masterplan für die Planung noch von Bedeutung sei, wollte eine Votantin wissen. Domeisen: «Nein. Wir beginnen von vorn.» Nachdem diesbezüglich Zweifel geäussert wurden, stellte Gallin klar, dass die Fakten, wie zum Beispiel der akute Schulraummangel im Bützi, nach wie vor bestehen und bei einer neuen Planung entsprechend berücksichtigt werden müssten.
Wieso man sich primär aufs Bützi konzentriere und nicht aufs Zentrum, wollte jemand wissen. Domeisen: «Wir haben die Situation analysiert und fangen nun an zu planen. Wir werden dort zuerst handeln, wo der grösste Handlungsbedarf besteht.»
Der Vorschlag eines Votanten, man solle das ganze «Projekt abspecken », führte zu Bemerkungen aus dem Publikum. «Wie er sich denn ein Abspecken bei der Schulraumplanung vorstelle, wenn der Kanton die Richtlinien festlege?, wollte jemand wissen. «Man müsse mit den Kanton reden, die Richtlinien zur Diskussion stellen und eventuell die Klassen vergrössern», schlug der Votant vor, was aber nur zu einem ablehnenden Gemurmel im Saal führte.
Gut aufgenommen wurde das Statement eines Hintereggers, der darauf hinwies, was es in einer funktionierenden Aussenwacht braucht: unter anderem einen Kindergarten und ein Schulhaus für die Primarschule. Dass im Bereich Sport in erster Linie die Bedürfnisse der Schule stehen, aber auch die Anliegen der Sportvereine einbezogen würden, verstehe sich von selbst, sagte Gallin.
«Projekt im Auge behalten»
Hinterfragt wurde auch das prognostizierte Bevölkerungswachstum. «Muss Egg wirklich weiter wachsen?», wurde gefragt. Bolliger erklärte den Mechanismus des Wachstums der Gemeinde. Es gebe noch immer Bauland, und das werde Stück für Stück überbaut. Der Gemeinderat fördere das Wachstum ausdrücklich nicht. Aber es liege in der Natur des Systems einer Bau- und Zonenordnung.
Fragen über mögliche Entwicklungen wurden konsequent nicht beantwortet. Dafür sei es zu früh. Entscheide würden im Rahmen der Planung von der Projekt- und Begleitgruppe gefällt. Abschliessend bat einer der Anwesenden darum, nicht schon jetzt Partikularinteressen zu verfolgen, sondern das ganze Projekt im Auge zu behalten und die Arbeit der Projekt- und Begleitgruppe zu unterstützen. Nach diesem Votum wurden keine Fragen mehr gestellt, und Bolliger bedankte sich für das Interesse der Anwesenden.
Egg muss massiv in Schulraum investieren
Basierend auf der Bevölkerungsentwicklung wird der benötigte Schulraum geplant. In Egg rechnet der Gemeinderat damit, dass die Einwohnerzahl von knapp 8600 bis ins Jahr 2030 auf knapp 10 000 steigen wird. Durchschnittlich besucht ein Zehntel der Bevölkerung die Schule, was in Egg bedeutet, dass die Schülerzahl von 853 auf rund 1000 ansteigen wird. Gemäss einer Studie des Gemeinderats besteht jedoch schon heute ein Manko von rund 430 Quadratmetern Schulfläche. Zur Verfügung stehen insgesamt 8640 Quadratmeter. Das Manko an Schulflächen wird in den kommenden Jahren steigen. Ab 2020 soll es bis 2025 mit Provisorien in der Grössenordnung von 600 Quadratmetern einigermassen in einem erträglichen Rahmen gehalten werden. Ab 2025 soll der Mangel an Schulraum sukzessive dank Neubauten abgebaut werden. Würde nichts unternommen, beliefe sich die fehlende Schulfläche 2030 auf 1400 Quadratmeter. Werden heute 45 Klassen unterrichtet, werden es 2030 deren 50 sein. Dass in Egg Schulraum erstellt werden muss, wird von den Beteiligten nicht angezweifelt. Die Frage ist allerdings, wo die benötigten Schulräume erstellt werden sollen.