«Auch Egg braucht ein Café international»
Seit zehn Jahren gibt es das Café international. Am Jubiläumsanlass waren aber nur wenige Flüchtlinge anzutreffen.
Die Thailänderin Kanika Hammer dekoriert einen Tisch mit Karotten und Gurken, die sie zu Blumen geschnitzt hat. Dazu gibt es eine Erdnusssauce und selbst gemachte Frühlingsrollen.
Knapp 50 Personen sind zur Jubiläumsfeier des Cafés im Hirschensaal in Egg angereist. Die Frauen sind in der Überzahl, die meisten Besucher haben ergrautes Haar. Nach einem kleinen Apéro eröffnet die Leiterin des Cafés international, Randi Coray, die Feier. Man singt zusammen «We are the World».
Als vor über zehn Jahren die Idee eines solchen Treffs in Egg entstanden war, wusste Coray: «Da will ich mitmachen. Ich liebe das Internationale.»
Im Café Deutsch lernen
Viele anwesende Migranten leben schon seit mehreren Jahren in der Schweiz. Sie erzählen von ihren Erfahrungen: «Seit sieben Jahren komme ich an die Treffen vom Café international», sagt eine Philippinin. «Im Café international konnte ich viele neue Leute kennenlernen», so eine Japanerin. Und die Thailänderin Hammer meint: «Ich komme an die Treffen, weil ich über andere Kulturen etwas Neues lernen möchte.»
Die Leiterin begründet die Existenz des Cafés mit folgenden Worten: «Auch Egg, mit relativ wenigen Ausländern, braucht ein Café international. Es gibt hier Migranten, die, obwohl sie schon lange in der Schweiz leben, nicht gut Deutsch sprechen. Für diese Personen ist der Austausch eine wichtig Hilfe für die Sprache.»
Asylsuchende in Unterzahl
Auf einer Seite des Raums stehen ein Kongolese, ein Afghane und ein Äthiopier neben einer älteren Schweizerin. Da die drei Flüchtlinge noch nicht lange in der Schweiz leben, ist die Kommunikation mit ihnen schwierig. «Ich habe sie mitgeschleppt», sagt Liselotte Müller-Meissner. Sie ist Projektverantwortliche des Migrantentreffs Welt Café, das zweite Angebot für Migranten in Egg. Dieses richtet sich an abgewiesene Asylsuchende des Durchgangszentrums in Hinteregg.
Das Café international ist gemäss Randi Coray primär für Migranten gedacht, die schon länger in der Schweiz wohnen. Die Zielgruppe des Cafés international ist in erster Linie nicht die Asylsuchenden, weshalb nur wenige Flüchtlinge das Café international besuchen. Konfrontiert man Müller-Meissner mit dem Thema Flüchtlinge in Egg, wird sie kritisch: «Egg ist nicht sehr flüchtlingsfreundlich. Den Flüchtlingen in Zürich geht es besser. Dort können sie sich freier bewegen.»
Offiziell steht im Leitbild der Gemeinde, dass Egg «365 Tage lebenswert» sei. Und Gemeindepräsident Tobias Bolliger erklärt diesen Slogan in seiner Rede anlässlich des Jubiläums folgendermassen: «Wir wollen, dass sich hier in Egg immer alle jederzeit wohlfühlen und gut leben.»
Sicher ist, dass es in der Gemeinde Egg relativ wenig Migranten hat. Gemäss dem statistischen Amt des Kantons Zürich hat Egg neben Mönchaltorf mit 19,3 Prozent den tiefsten Ausländeranteil im Bezirk Uster. Nur wenige Personen stammen aus Krisengebieten. Allerdings werden die rund 100 Personen des Durchgangszentrums in Hinteregg gar nicht erst in die Statistik des Kantons aufgeführt, denn sie sollen an andere Ortschaften umverteilt werden.
Regelmässige Treffen
Das Café international veranstaltet regelmässig Treffen an der Forchstrasse 111 in Egg. Daneben wird alle zwei Wochen gemeinsam Deutsch geübt. Das Angebot ist gratis und für alle Bewohner aus Egg offen. Heute nehmen bis zu einem Dutzend Personen regelmässig an den Treffen teil. Die Gemeinde unterstützt den Verein mit einem jährlichen Beitrag von 1400 Franken. Dieses Geld wird primär in Werbung investiert.