, ZO/AvU, Lea Müller

Abrechnung übersteigt Kredit um 30 Prozent

Mit 4 Millionen Franken kostete die Erweiterung der Egger Werkhofanlage rund eine Million mehr als vom Souverän genehmigt. Einige der zusätzlichen Kostenpunkte hätten im Vorfeld berechnet werden können, gibt der Egger Gemeindeschreiber zu.

Die neue Werkhofanlage in Egg ist seit rund zweieinhalb Jahren in Betrieb. Nun werden der Egger Stimmbevölkerung an der Gemeindeversammlung vom 7. September die Bauabrechnungen für die Erweiterung des Werkhofareals sowie des Feuerwehrgebäudes zur Genehmigung vorgelegt. Diese weichen vom 2011 vom Souverän genehmigten Kredit für das Werkhofareal inklusive Überdachung Altstoffsammelstelle mit 2,19 Millionen Franken und für das Feuerwehrgebäude mit 917 500 Franken um insgesamt rund 30 Prozent ab. Statt der budgetierten 3,1 Millionen generierten die Bauarbeiten Kosten in Höhe von rund 4 Millionen Franken.

«Dieses Rechnungsergebnis ist nicht zufriedenstellend», sagt Tobias Zerobin, Gemeindeschreiber von Egg, auf Anfrage. «Im Fortschritt des Projekts kamen unvorhergesehene Kostenpunkte dazu.» Allein 209 000 Franken an Mehrkosten entstanden durch Auflagen des Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel). Zwar war eine Anpassung der Entwässerung des Platzes bereits bei der Abstimmung 2011 vorgesehen, doch musste für zusätzlich 92 000 Franken ein Retentionsschacht, also ein Speicherschacht für Abwasser, gebaut werden. «Wir hatten anfangs gehofft, die Entwässerung anders lösen zu können», sagt Zerobin. «Doch wir kamen mit einem blauen Auge davon, es hätte sogar noch teurer kommen können.» Weitere Kosten, die durch Auflagen des Awel generiert wurden, sind die Installation einer Betonplatte anstatt eines Kiesbelags, die Überprüfung der Entwässerungsanlage mit diversen Planungsaufgaben sowie eine gedeckte Mulde für Strassenwischgut für insgesamt 117 000 Franken.

Richtlinien bekannt

2006 gab die Baudirektion des Kantons Zürich in Zusammenarbeit mit dem Awel eine Broschüre für Gemeinden mit Richtlinien heraus, um Abfallsammelstellen optimal zu planen. Darin enthalten sind unter anderem Angaben, dass offene Mulden gedeckt werden müssen und dass ein asphaltierter Boden praktischer zum Reinigen ist. «Einige Kostenpunkte hätte man im Vorfeld ermitteln können», gibt Zerobin zu. «Aber die wirklich grossen Posten, die durch die Auflagen des Awel anfielen, wurden erst nach Erteilung der Baubewilligung ersichtlich.» Zusätzlich habe man beschlossen, Neuteerungen einzelner Bereiche, die im laufenden Unterhalt budgetiert seien und zusammen rund 100 000 Franken kosteten, im Rahmen der Werkhoferweiterung vorzuziehen.

65 statt 45 Zentimeter

Bei der Überdachung der Altstoffsammelstelle generierte die Statik die grössten Mehrkosten, da das Fundament des Dachs nicht wie geplant 45, sondern 65 Zentimeter stark gebaut werden musste. Die budgetierten 1,015 Millionen Franken für das Teilprojekt «Altstoffsammelstelle» werden vom durch Gebühren finanzierten Bereich Abfall getragen. Ebenso die zusätzlichen Ausgaben in Höhe von 238 200 Franken, somit werden keine zusätzlichen Steuergelder für diesen Posten verwendet.

Kritik der RPK

Die Mehrkosten für die Bauarbeiten am Feuerwehrgebäude belaufen sich ebenfalls auf rund eine viertel Million. In diesem Fall waren der Innenausbau des Feuerwehrlokals sowie die Möblierung zum Teil nicht im Kostenvoranschlag enthalten. «Wir rechneten damit, dass wir bestehendes Mobiliar wieder verwenden könnten, was aber nicht der Fall war», sagt Zerobin. «Diese Kosten hätten wir auch über die nächsten Jahre in das Budget der laufenden Kosten aufstückeln können.» Man habe sich schliesslich dagegen entschieden und der Transparenz halber diese Posten auch in der Kostenaufzählung aufgeführt.

Dass diese Posten im Kostenvoranschlag nicht enthalten waren, kritisiert die Rechnungsprüfungskommission (RPK). «Die Kostenkontrolle war in weiten Bereichen mangelhaft», schreibt sie in ihrem Bericht. «Die Kreditüberschreitungen sind auch unter Berücksichtigung der im Kostenvoranschlag erwähnten Schwankungsreserve von 15 Prozent wesentlich.» Der Gemeinderat habe der RPK versprochen, das Kostenmanagement bei laufenden Projekten zu verbessern und die Kostenvoranschläge in Zukunft sorgfältiger zu gestalten. Unter Berücksichtigung dieser Zusagen sowie der Tatsache, dass es sich bei den Projekten um Kernaufgaben der Gemeinde handelt, empfiehlt die RPK der Gemeindeversammlung, die Kreditabrechnungen trotz massiven Überschreitungen zu genehmigen.

Verbesserung zugesichert

«Die Qualitätskontrolle ging in diesem Fall nicht gut über die Bühne», sagt Tobias Zerobin. «Wir werden in Zukunft die  Kostenkontrolle laufend nachführen.» Dies sei bei laufenden Strassenprojekten bereits eingeführt worden. Konkrete Schritte für zusätzliche Kontrollorgane seien aber nicht geplant.

Neben den Bauabrechnungen wird an der Gemeindeversammlung vom 7. September ebenfalls über den Baukredit für die Erstellung des Chilbiplatzes über insgesamt 2,21 Millionen Franken und den Baukredit für die Erstellung eines Kunstrasenspielfelds in der Kirchwies über 3,7 Millionen Franken entschieden.


GEMEINDERAT IN KRITIK

Gruppe fordert mehr Transparenz Der 5-Jahr-Finanzplan der Gemeinde Egg soll an der kommenden Gemeindeversammlung vom 7. September präsentiert werden. Dies fordern drei Egger der Gruppe Transparenz in der Politik, Kurt Pfister, Heinz Vollenweider und Katharina Kunz, in einem offenen Brief an die Gemeinde. Sie verlangen zudem nachvollziehbare Begründungen sowie eine verantwortungsbewusste Kostenführung.